Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

Nichtssagendes

Ich muss noch – ja es ist ein muss – den Mittwoch und den Donnerstag hinter uns (ich schließe die Junioren mit ein, weil’s gar nicht anders geht) bringen. Dann ist Freitag. Dort muss ich noch einmal ein Gespräch führen, das nicht geplant werden kann. Am Donnerstagabend würde ich so einem am liebsten aus dem Weg gehen – da ahne ich nicht einmal den Grund – aber es wurde mir merkwürdig angekündigt.

Die letzten Tage vor der Kur, die letzten Nächte nicht schlafen können. Wach liegen und danach in Morpheus Arme verschwinden, sich nicht an Träume erinnern und wissen, dass das ein gutes Zeichen ist …

… dabei bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich überhaupt diese Kur will! Habe ein bisschen Muffensausen vor den Menschen dort… 

Bücher, Familie, Gedanken, Junioren

Tagebuchbloggen | keine Unterhaltung

Ohne Wecker bin ich wieder einmal zu früh aufgestanden! In der Nacht war für mehr als eine Viertelstunde, so gegen halb vier, ein heftiger Radau am Himmel. Rausgeguckt habe ich nicht, dazu war ich zu träge. Die Rotorblätter eines Hubschraubers drehten sich fast auf der Stelle überm nahen Wohngebiet. Was sie wohl gesucht haben? Möglicherweise Banden, die mit dem Vollernter durch die Weinberge fahren und dort die Trauben klauen. Diese Unsitte greift mehr und mehr um sich. Es geht los – die Weinlese beginnt! Befreundete Wengerter suchen Erntehelfer, ein Knochenjob!

Der Kerle hustet mehr als sonst. Ein bisschen hört sich’s an, wie bellen. Mich beunruhigt das, ist doch nach der Freizeit ein Teilnehmer positiv auf Corona getestet worden. Mein Kopfkino rattert. Ausgerechnet der Kerle? Hoffentlich nicht. Aber gestern hat er schon gespuckt und war schlapp. Ernsthaft, ich habe Angst! Mein Sohn wiegt 12,5kg bei einer Körpergröße von knapp einem Meter. Er isst nicht genug… Wir wollen in 14Tagen zur Mutter-Kinder-Kur fahren, das können wir knicken, wenn irgendjemand von uns Corona bekommt, und wenn’s den Kerle trifft, dann wird’s (das weiß ich jetzt schon) dramatisch. Ich möchte nicht dran denken, demungeachtet kreisen meine Gedanken ständig darum. 

Schnell noch einen Kaffee, dann die helle Wäsche in die Waschmaschine, T-Shirt bügeln, draußen Kübel begießen, vielleicht für mich noch ein paar Seiten lesen; vom arroganten Porschefahrer und Loftbesitzer, der gehörig auf die Schnauze fällt. Doris Knecht schreibt locker, flockig und haargenau.

 

Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

morgens Wackersteine

Das erste Mal aufgewacht bin ich um kurz nach vier, mein Bauch brummelt und darin rumoren Wackersteine. Ein Ring von Angst liegt um meinem Körper, die Beine zappeln nur so viel, dass es unangenehm ist und nicht bedrohlich, die Füße sind bleischwer und rastlos. Mehr als das macht mir mein Magen zu schaffen – ich esse zu viel und das falsche. Zu viel Süßkram und zu wenig gesunde Mahlzeiten. Ein Teil meiner Bauchschmerzen kommt daher. Der größere Teil allerdings ist ein schwarzes Loch, das saugt und saugt und saugt, an den Rändern gärt, alles in sich verschlingt und nicht wieder rauslässt. Diese Ursuppe bekämpft sich gegenseitig und besteht zum größten Teil aus Angst. Manchmal kann ich es verquirlen, dann dreht sich der Strudel gleichmäßig und ich lasse mich einlullen. Gleichgewicht!

Das bleibt aber nicht so, ich muss aufstehen – auch wenn es zwanzig vor sechs noch nichts zu tun gibt. Die Angst vor dem Tag hält dich im Bett. Sie sagt dir, dass du da sowieso nicht schaffst. Nebenbei zwickt es am Oberschenkel und die Hautstelle auf der Schulter juckt verteufelt. Ich kratze sie mir blutig und kann doch nicht aus meiner Haut. Später schmiere ich kühlende Creme drauf.

Dass ich mit den Händen, von denen ich denke, dass sie keine Kraft haben das Handy zu halten, mit diesen Finger diesen Text tippe, so zittere, kann ich geschickt verbergen. Ein Außenstehender ahnt nichts, denkt nur; die ist noch nicht ganz wach.

Doch, wach bin ich inzwischen, hab auch schon einen Milchkaffee getrunken und sage mir jedesmal, dass das keine so gute Idee ist. Auf einen Magen der revoltiert, Kaffee kippen ist wie Öl ins Feuer gießen. Aber die Macht der Gewohnheit!

Juniorenherrschaften wecken. Aus einem Zimmer kommt Gebrumm, aus dem anderen wird mir ein Armband an den Kopf gepfeffert. „Ihr dürft doch noch 10 Minuten im Bett bleiben!“ Köpfe sinken auf Kissen. „Was wollt ihr zum vespern mitnehmen?“ Keine Antwort – pack ich eben irgendwas ein. Denke aber, dass das bestimmt nicht das richtige war und habe darüber ein schlechtes Gewissen.

Das Anziehen überspringen wir mal – ist eine eigene Geschichte. Klogang, Windeln wechseln, notdürftig waschen, Haare kämmen, rasieren, auf den Rollstuhl setzen.

Frühstücken tun wir ja schon lange nicht mehr. Jedenfalls wird nichts gegessen, nur getrunken und da darf/muss/will ich jeden Tropfen in die Münder reden. Und dann diskutieren beide mit mir warum was so nicht geht und weshalb das so gemacht werden muss, was aber nicht geht, weil ein bestimmtes Teil nicht da ist. Da wünsche ich mir entweder verstopfte Ohren, was aber die Folge hat, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich nicht zugehört habe. Oder ich wünsche mir vier Ohren und habe anschließend das Gefühl, mein Kopf platzt.

Über allem schwebt die Angst den behinderten Menschen nicht gerecht zu werden…