Behinderung, Familie, Gedanken, Gedicht, Junioren

Mut

Kalenderblatt

Schließ die Augen,
öffne dein Herz,
sei bereit für neue Aufgaben.

Halt die Luft an,
erobere die Welt
und sie wird sein.

©petra ulbrich

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Déjà-vu – wie vor 4 Jahren huste ich mir die Seele aus dem Leib, werfe nachts die Bettdecke weg, um sie dann sekundenspäter wieder zu suchen. Mein Körper treibt ein psychologisches Spielchen mit mir und triggert mich wo er kann. Vor 4 Jahren bin ich dann für eine lange Zeit mit multiplen Organversagen in diversen Krankenhäusern verschwunden und die Junioren mussten janzweitdraußen im Heim sein – kann mal jemand dies Gedankenkarussell abstellen? 

Behinderung, Gedanken, Junioren

schmeckt wohl gut, aber ich mag es nicht

Dass der Kerle schlecht und wenig isst, wisst ihr ja. Kennt ihr auch seinen schönsten Spruch dazu? Jetzt sicher, ist ja die Überschrift dieses Beitrags. Heute hat er ihn wieder angewandt. Zum Abendessen gab es Gemüsepfanne – nicht nur mit Erbsen, die mag er – mit allem was wegmusste. Brokkoli, Möhren, Pastinaken, Lauch, ein bisschen Fenchel und Pilze. „Nee, Mama, willst du mich vergiften? So ein Durcheinander esse ich nicht!“

Wiebke hat kräftig reingehauen und Carstens Teller auch leergegessen. Morgen gibt’s schönes Wetter!

Behinderung, Gedanken, Junioren

es gibt so was und so was und anderes gibt es auch

Es erstaunt immer wieder, mich erstaunt es, wie viel ein Mensch aushalten kann. Damit meine ich in erster Linie gar nicht einmal mich.

Mein Töchting hat Bauchschmerzen – aber das wisst ihr ja schon – sie hat diese seit ein paar Tagen und immer wieder kommt es vor, dass – weil Wiebke gerade keine Verstopfung hat – etwas in die Hose kommt, weil ich natürlich auch nicht neben ihr stehe und sie beobachte.

Heute war ein aufreibender Tag! Wiebke ist den ganzen Tag nicht warm geworden. Ihre Füße sind, trotz dicker Wollsocken und noch einmal extradicker Wollsocken und dem dazwischenliegenden Luftpolster, dick geschwollen und eiskalt rötlichblau. Wie man dabei fröhliche Lieder singen kann ist mir schleierhaft. Aber mein Töchting kann das. Der Gesang klang kein bisschen kläglich. Erst als ich kam um sie sauber zu machen, begann sie zu weinen.

Der Tag war heftig! Wiebke brauchte meine volle Aufmerksamkeit, der Kerle, als er aus der Werkstatt kam, wollte dringend unbedingt sofort etwas erzählen, die alte Pastorenfreundin hatte das eine oder andere Wehwehchen Leiden und außerdem war eine Veranstaltung, zu der sie eingeladen war, total schlecht organisiert und obendrein wurden die älteren Besucher zusammen ans untersten Ende der Tafel gesetzt und das Essen war viel zu viel. Der Wein, der auf der Karte stand, war kein hiesiger und Wengerter trinken doch nur das, was sie kennen! Nebenbei war mein Tee ja ganz nett, aber sie hätte wohl gerne nur ein Glas heißes Wasser! Zwischendurch war der Kerle ein klitzekleinwenig durchgeweicht und musste komplett umgezogen werden. „Wann kommst du denn endlich, ich möchte weiter spielen!“ „Mama, ich hätte gerne eine Wärmeflasche, aber bitte eine ohne Wasser, nur mit Körnern!“ Ich konnte mich bewegen, denn wenn ich gesessen wäre, dann hätte ich meinen Rücken noch mehr gespürt, denn immer dann, wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann, verspannt meine Schultermuskulatur und sogar starke Opiate helfen nicht den Schmerz zu vertreiben. Zum Glück ist meine Wirbelsäule normalerweise top, aber wenn’s kommt, dann richtig! Gerade gehts mir gut mit Capsaicinpflaster und dicker Decke aufrecht sitzend am Tisch.

Die Badewanne müsste ich noch sauber machen und die Handtücher könnte Minna auch in der Nacht waschen, aber ich habe jetzt keinen Bock mehr auf irgendwas. Hab nur die mitfühlende (Ironiemodus an) Frage im Ohr: „Warum hast du keinen Himbeergeist daheim, du weißt doch, nur der hilft gegen meine Verdauungsbeschwerden?“ – und das war nicht mein Töchting, die das gefragt hat…