Behinderung

Zettelgetüddel

Und auf dem Schreibtisch sieht es aus, als ob in meinem Kopf keine Ordnung ist! Zettel für die Humangenetik, Zettel für Freizeitaktivitäten der Junioren, Bandtermine, Briefe von der Krankenkasse, ein Brief vom Vermieter indem er eine Mieterhöhung ankündigt, Gedichtzettel und die verschiedensten Notizzettel. – Ich liebe Zettel! Manche dieser Zettel sind bemalt, bekritzelt, oft mit Augen – beobachtenden Augen, traurigen, aufmerksamen, wachen Augen!

Auf meinem Schreibtisch liegen Spielzeugautofelgen, Gummibänder, ein Löwe und ein Zebra. Lucy van Pelt steht unterm Bildschirm und erinnert mich daran, nicht immer so grantig zu sein. Neben Batterien liegen ein Akkuladegerät und das Mikrofon. Die alte Papierschere ist, wie das soziale Ungleichgewicht in der Bundesrepublik weit geöffnet – ich tät sie zu gerne schließen, beides! Die roten Federn auf dem Reclamheftchen sehen zerrupft aus, aber da sie Wiebke gehören und sie mir diese in Obhut gegeben hat, werde ich tunlichst keine von ihnen wegwerfen, lieber versuche ich mit Wasserdampf und Vorsicht, die zarten Gebilde zu richten.

Mein schnurloses Festnetztelefon auf dem Schreibtisch lädt nicht mehr und die Patronen im Drucker sind eingetrocknet – wann musste ich zuletzt etwas ausdrucken? Was druckt ihr noch aus?

Draußen wird es heute nur sehr schwer hell. Die Freunde der Junioren im Werkstattbus waren alle noch müde und der Sitznachbar von Wiebke knurrte nur ein mürrisches Guten Morgen in einer Sprache, die entfernt nach Deutsch klang. Carstens gute Laune verpuffte ins Leere…

Ich werde aufräumen – meinen Schreibtisch und meine Gedanken.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

6 Gedanken zu „Zettelgetüddel“

  1. myriade sagt:

    Darf ich dich ganz indiskret fragen: was erwartest du dir von einem genetischen Gutachten? Zu wissen, ob es eine Bezeichnung für die Behinderung deiner Kinder gibt, ändert doch nichts an der Lage und ermöglicht auch keine neue Therapie

    1. piri ulbrich sagt:

      Ja und? Eine Heilung erwarte ich nicht, eventuell ein Treffen anderer Betroffener und vielleicht einen Namen? Außerdem liefern wir Erkenntnisse für die Wissenschaftler und nicht zuletzt – wir kommen mal von der Miste! Ist doch genug, oder?

  2. freiedenkerin sagt:

    Was ich noch ausdrucke? Wanderrouten, die sind im WWW häufig weitaus detaillierter, und ein DIN-A-4-Blatt nimmt im Rucksack viel weniger Platz ein als die große Wanderkarte. 😉

    1. piri ulbrich sagt:

      Das leuchtet mir ein.

  3. Paula sagt:

    Aufräumen ist unglaublich wichtig. Ich habe dafür 20 Jahre Chaos gebraucht, um das endlich zu lernen mit dem Ziel, einen klaren Kopf zu bekommen. Das Geheimnis liegt im Wegwerfen, Verschenken, Verkaufen können und immer wieder auszusortieren, was man nicht mehr braucht, und jedes Ding an seinen Platz zu legen, jeden Tag, immer.
    Das macht ganz schön viel Arbeit, neulich habe ich eine Stunde gebraucht, um ein nicht mehr benötigtes Geschirr zu einem Umsonst-Laden und weitere zwei Stunden, um Gerümpel zum Recyclinghof zu bringen.
    Eine Ausnahme: mein Holztisch in der Essecke liegt voller Zettel, Briefe, Bücher, auseinandergebauten Handyteilen und sonstwas. Überschaubares kleines Chaos!

    1. piri ulbrich sagt:

      In meinem Chaos habe ich Ordnung. Das muss sein. Alles hat seinen bestimmten Platz – nur so muss ich nicht lange suchen und finde sofort (meistens) das, was ich suche.

      Nur mein Keller ist eine Schwachstelle. Da sind Dinge gestapelt, die nicht von uns sind. Das werde ich schnellstens ändern…

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