Behinderung, Familie, Gedanken, Kuddelmuddel

Du Mama

Carsten ist heute lange vor mir wach, er hockt im Bett und hat Bücher um sich verstreut. „Du Mama, es sind Gestalten aus den Büchern gekommen, heute Nacht!“ Er sieht etwas verängstigt aus. „Hast du Krimi geguckt?“ „Ja, manchmal!“ Ich bekomme nichts aus ihm heraus, sehe nun auch, dass er seine Smarties mit samt der Schale durchs Zimmer geworfen hat. Ich frage nicht mehr. Er wird mir  sowieso nichts sagen.  Aber er hat gekämpft in der Nacht. Ich habe es nicht gehört, ich habe geschlafen.

Wiebke badet heute, den Kerle lasse ich noch eine Weile im Bett. Das Töchting macht Überschwemmung und diskutiert mit mir über Unterhemden und Lieblingsshirts. Das mit dem Mädchenaufdruck ist aber gerade in der Wäsche. „Hol das her, ich will das anziehen!“ Aus dem Schrank hole ich ein Zweitlieblingsshirt und das ist auch recht.

Bei Carsten ist es still, kein Zug rattert vom Tablet und auch keine Nachrichten quäken – irgendwas ist. Ich kenne meinen Sohn. „Mama, warum sind wir immer so alleine und wenn dann jemand da ist, dann müssen wir immer was machen!“ „Willst du nicht?“ „Doch, aber manchmal was anderes! Außerdem, … ach ich will jetzt nicht reden.“ Mein Sohn lässt mich nachdenklich zurück. Er ist erwachsen und ich muss ihn wie einen Erwachsenen behandeln. Wir werden reden und wir werden herausfinden, was ihn plagt und gemeinsam Lösungen finden.

Es wird nicht einfach – für mich nicht, aber auch für Carsten nicht. Und Wiebke ist noch eine andere Baustelle!

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

8 Gedanken zu „Du Mama“

  1. socopuk sagt:

    Danke für die Einblicke in euren Alltag und für die Einblicke in deine Gefühls- und Gedankenwelt!

    1. piri ulbrich sagt:

      Gern geschehen, deswegen schreibe ich, um Einblicke zu gewähren und um ein bisschen Aufklärung geht’s mir auch.

  2. christine b sagt:

    armer carsten. schon sehr bedrohlich wenn ihn gestalten aus den büchern nachts verfolgen. 🙁

    1. piri ulbrich sagt:

      Diese Baustelle wird mich noch eine Weile begleiten, wahrscheinlich immer. Aber das ist meine Arbeit, die ich mit Liebe mache. Wir schaffen das gemeinsam.

  3. kat. sagt:

    Es ist schwierig, wenn einen die Kindern nicht mehr in sich reinsehen lassen. Wenn sie ihre inneren Kämpfe selbst ausfechten müssen.

    1. piri ulbrich sagt:

      Es ist verdammt hart auszuhalten.

  4. mijonisreise sagt:

    Bei meinen Großen hilft es zu warten. Sie kommen von ganz allein und erzählen, was sie bedrückt …

    1. piri ulbrich sagt:

      Es bleibt mir nichts anderes übrig.

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