Behinderung, Kuddelmuddel

froh sein

„Du kannst froh sein, dass überhaupt jemand kommt.“, sagt die Pastorenfreundin – von der ich inzwischen denke, dass sie nicht unbedingt die beste Helferin ist. Denn, wenn sie da ist, machen wir das, was sie möchte, wir richten uns nach ihr und wenn sie nicht spazieren kann/will, dann spielen wir (ich darf/muss immer mitspielen) zum hundert tausendsten Mal MenschÄrgereDichNicht. Es kommt uns inzwischen aus den Ohren wieder raus!

Ich wünsche mir mehr Eigeninitiative von den Helfern. Vorschläge, was wir gemeinsam oder was sie mit den Junioren machen könnten! Auch ich kann mir nicht alles aus den Fingern saugen und hätte für manche Aktivität, die vordergründig erst einmal abgelehnt wird (von den Junioren) moralische Unterstützung in Form von Überzeugungsarbeit, denn meistens (fast immer) ist es am Ende gut, wenn wir unterwegs waren. Carsten und Wiebke sind halt bequem und Neues ist eben auch etwas Ungewisses.

Es heißt jetzt nicht, dass ich nicht froh bin, wenn Helfer kommen, die nur dasitzen und mit uns Fußball gucken …

Hilf

Ich glaube, ich muss langsam mal den *Jammermodus* abstellen – es interessiert eh niemanden mehr!

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…und heute ist ein neuer Tag. Was er mir bringt, weiß ich jetzt noch nicht. Carsten wird wieder zum Essen animiert werden müssen, Wiebke hoffentlich nicht in die Hose pinkeln, ich das Trinken nicht vergessen, wir werden zusammen erzählen und ich werde vorlesen – Dirk und ich von Andreas Steinhöfel. Sagt mal: habt ihr Vorschläge für witzige Kinderbücher, die nicht in der Schule spielen? Okay! Was wird der Tag bringen? Erst mal Kaffee – dann rein ins Getümmel!

Polarisierung

Gedicht

Abendworte – nach dem Löschen

Schließt die Augen
macht sie zu
gönnt euch Schlaf
und sanfte Ruh
schaut euch eure
Träume an
denkt von Zeit zu Zeit
daran, dass nicht
alles immer scheint
– wie ihr meint!

© petra ulbrich

Kuddelmuddel

Momentaufnahme

 

kein Jammern

Beide Junioren liegen noch im Bett, Carsten schläft. Wiebke ist wach, will aber nicht aufstehen. Ich habe seit Wochen Bauchschmerzenkrämpfe, von denen ich erst dachte, dass sie psychosomatisch seien, es sich immer mehr herausstellt, dass organische Ursachen der Grund sind.

Okay – hat mit dem Thema nichts zu tun. Wir haben nichts zu essen im Haus und ich kann nicht einkaufen, weil ich die Junioren nicht alleine lassen kann. Wenn Wiebke auch schlafen würde, wäre ich jetzt kurz losgefahren, um wenigstens das Nötigste zu holen. So geht das leider nicht. Denn, mein Töchting merkt sofort, wenn ich aus dem Haus gehe und fängt an zu weinen. Mitnehmen geht auch nicht, weil sie nicht aus dem Bett möchte. Helfer sind keine da und Werkstatt ist auch keine (bis Montag).

Mein Dilemma ist groß. Sicher werden wir nicht verhungern und verdursten – irgendwas habe ich immer im Haus und notfalls müssen eben beide nachher mit einkaufen gehen. Das wird ein Mordsaufwand, zumal Carsten schon signalisiert hat, dass er nicht will und sich quer stellen wird. Ich kann die beiden eben nicht alleine lassen! Sie würden mir ‚die Bude‘ aufräumen oder sich selbst verletzen. Die Helferin, die donnerstags Nachmittag immer kommt, ist auch nicht in der Lage auf 2 behinderte Menschen zu schauen – sie könnte noch nicht einmal Carsten vom Rollstuhl auf den Teppich setzen, geschweige denn Wiebke auf Klo hieven…

…eine blöde Situation, die meinen Bauchgrimmen wenig zuträglich ist! Müssen wir durch, werden wir durch kommen, sind wir immer durch gekommen!